Audio Interface Ratgeber
Das Audio-Interface ist der essenzielle Knotenpunkt im Profi-Studio
sowie auch im Heimstudio, indem es als Vermittler zwischen Computer und
diversen Geräten wie Mikrofonen, elektronischen Instrumenten,
Nahfeldmonitoren, Kopfhörern und gegebenenfalls Mischpulten dient.
Audiointerfaces gibt es mit einer Vielzahl von Verbindungsmöglichkeiten
wie z.B. Thunderbolt, FireWire, Lightning oder auch Ethernet
(Netzwerkanschluss). Mittlerweile gibt es auch viele Interfaces, die
sich sogar mit Mobilgeräten wie Smartphones oder Tablet verbinden
lassen. Die beliebteste Variante für PC und Mobilgeräte ist aber nach
wie vor noch das USB-Audiointerface, besonders im kompakt Desktop
Format. Für größere Studios werden häufig wie 19-Zoll Rack Varianten
gewählt aufgrund der vielen Ein- und Ausgänge.
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Technologie und Einsatzgebiete moderner Audiointerfaces zu verschaffen.
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Audio-Interface-Typen
Das Angebot an Audio-Interfaces ist mittlerweile so umfangreich, dass
es für fast jeden erdenklichen Einsatzbereich ein passendes Gerät gibt.
Welches Audio-Interface aus der Preisspanne zwischen 50 und 10.000 Euro
dabei in Frage kommt, hängt vom geplanten Einsatzbereich, den
Ansprüchen an die Audioqualität und nicht zuletzt vom Budget ab.
Einem Hobby-Solokünstler, der am eigenen Schreibtisch Gitarre und
Gesang aufnehmen möchte, reicht wahrscheinlich ein kompaktes
USB-Laptop-Interface mit einem integrierten Mikrofonvorverstärker,
einem hochohmigen Instrumenteneingang (Hi-Z) und Kopfhörerausgang aus.
Wer hingegen im semiprofessionellen Projektstudio eine komplette Band
mit Schlagzeug aufnehmen möchte, ist wahrscheinlich mit einem
hochwertigeren Firewire-, USB 2.0/3.0, PCIe oder Thunderbolt
Audio-Interface mit acht bis 16 Mikrofoneingängen, Adat-Schnittstelle,
guten Mikrofonvorverstärkern und flexiblem Monitoring-Mixer besser
aufgestellt, wobei die Firewire-Schnittstelle eigentlich nur noch auf
Desktop-Windows-Systemen sinnvoll eingesetzt werden kann.
Die große Menge der bei Aufnahmen von Orchestern oder bei Übertragungen
im Rundfunkbereich anfallenden Audiokanäle lassen sich nur über die
professionellen MADI-Schnittstelle oder AoIP-Netzwerkverbindungen
(Audio over IP) bewältigen. Um zu verstehen, welche Elemente eines
Audio-Interfaces in welcher Güte für die verschiedenen Einsatzzwecke
benötigt werden, schauen wir uns die verschiedenen Typen und Baugruppen
eines Audio-Interfaces und deren Einfluss auf Klang, Performance und
Arbeitsmöglichkeiten kurz an.
Onboard-Soundkarten
Der auf dem Mainboard installierten Soundchip und die direkt auf die
Platine gelöteten Audiobuchsen eignen sich nicht als Audio-Interfaces
für die Musikproduktion. Zum einen, weil abseits von macOS ein
spezieller, für den Audiobetrieb geeigneter Treiber, wie etwa ASIO,
fehlt. Zum anderen ist die Klangqualität der Mikrofoneingänge (sofern
vorhanden) meist unbefriedigend. Phantomspeisung sowie ein Pad-Schalter
zur Pegelabsenkung sind nicht vorhanden und die mechanische Stabilität
der Miniklinkenstecker so gering, dass es nach kurzer Zeit zu
Wackelkontakten oder Schlimmeren kommen kann. Darüber hinaus kann es
durch die vielen Störquellen im Computergehäuse, wie etwa Netzteil oder
die verschiedenen Laufwerke und Lüfter, zu Einstreuungen im analogen
Audiosignal kommen.
Break-Out-Box
Genügend Platz für professionelle, große und stabil installierte XLR-
oder Klinkenstecker und Schutz vor Störsignalen aus dem Gehäuse bieten
externe Audio-Interfaces oder solche Lösungen, die über eine
Break-Out-Box verfügen. Das können kompakte USB-Tabletop-Gehäuse mit
zwei Anschlüssen oder große Lösungen im 19-Zoll-Rackformat mit 16 oder
mehr XLR-Ein- und -Ausgängen sein. Gegenüber den Onboard-Soundkarten
bieten diese externen Audio-Interfaces nicht nur mehr Stabilität und
weniger Störanfälligkeit in Puncto Hardware, sondern verfügen
zusätzlich über spezielle Audiotreiber, ohne die ein professionelles
Arbeiten bei niedriger Latenz und hoher Audioqualität nicht möglich ist
- egal, wie schnell der Rechner auch sein mag.
Darüber hinaus befinden sich an den meisten externen Interfaces neben
den Ein- und Ausgangsbuchsen für Audio und MIDI zusätzliche praktische
Elemente, wie etwa LED - Pegelanzeigen für die Eingangskanäle, Potis
für das Regeln von Ein- und Ausgangssignalen, Kopfhörerpegel und
Zero-Latency-Monitoring, die ein komfortables und unmittelbares
Arbeiten ermöglichen.
Mechanische
Stabilität
Für den Schreibtisch-Produzenten, der die Mikrofonkabel an seinem
USB-Tabletop-Interface nur einmal im Jahr umsteckt, ist die mechanische
Stabilität des Gehäuses und der Buchsen weniger relevant, wie für den
Besitzer eines Projektstudios. An dessen Audio-Interface werden die
XLR-Stecker gleich mehrmals pro Woche ein- und wieder ausgesteckt,
gelegentlich tritt auch einmal ein tollpatschiger Musiker auf die
Kabel. Sind die Klinken- und XLR-Buchsen dann nur durch die Lötstelle
an der Platine befestigt, reicht ein falscher Schritt aus und das
Interface ist hinüber. Für den etwas raueren Studioalltag ist also ein
Audio-Interface in einer stabilen stabilen 19"-Rackbehausung mit gut
arretierten Buchsen und Steckern die sinnvollere Wahl.
Mikrofonvorverstärker
Die meisten Audio-Interfaces bieten XLR-Anschlüsse und integrierte
Vorverstärker für Mikrofonsignale. Wie beim Studio-Outboard sind diese
Mikrofonvorverstärker bei Audio-Interfaces analog aufgebaut und bieten
je nach Schaltungsdesign und Güte der verwendeten Bauteile
unterschiedliche Klangqualität. Für den Betrieb von
Kondensatormikrofonen sollte der Mikrofonvorverstärker unbedingt über
eine schaltbare +48 Volt Phantomspeisung sowie einen Pad-Schalter zur
Pegelabsenkung verfügen. Schaltbare Hochpassfilter und eine mögliche
Phasenumkehr sind sinnvolle Ergänzungen, aber kein Muss. Einige
Hersteller, wie etwa Steinberg, bieten Audio-Interfaces mit
Class-A-Vorverstärkern oder zuschaltbaren Übertragern im Signalpfad an,
die die Mikrofonsignale ähnlich färben sollen wie die Kanalzüge
bekannter Großkonsolen von Neve, API oder SSL.
Die meisten Audio-Interfaces des unteren bis mittleren Preissegments
verfügen inzwischen über Mic-Vorverstärker von befriedigender bis guter
Qualität, die für den ambitionierten Hobbybereich und das
semiprofessionelle Projektstudio mehr als ausreichen. Im mittleren
Preissegment finden sich mit dem Universal Apollo und den
Fireface-Geräten von RME auch Audio-Interfaces, deren Vorverstärker
auch den höheren Ansprüchen von professionellen Studios gerecht werden.
In den Regionen hoher und höchster Qualitätsansprüche und Preise trifft
man eher selten auf integrierte Audio-Interface-Lösungen, hier wird
kompromisslos der gewünschte Mikrofonvorverstärker mit einem
hochwertigen AD/DA Wandler kombiniert.
Instrumenteneingang/
Hi-Z-Input
Um Instrumente wie Synthesizer, Orgeln oder E-Gitarren an das
Audio-Interface anzuschließen werden analoge Klinkeneingänge benötigt.
Bei vielen Audio-Interfaces sind die Line-Eingänge mittlerweile
platzsparend in einer sogenannten XLR-Kombibuchse integriert. Achten
Sie unbedingt darauf, dass sich die Line-Eingänge zwischen normalem
Linepegel- und hochohmigen HiZ-Eingang für den Betrieb mit E-Gitarre
oder E-Bass umschalten lassen und über genügend Gain verfügen, um auch
schwache Signale auf Pegel zu bringen. Das erspart Ihnen später die
zusätzliche Anschaffung einer DI-Box, um E-Gitarre und E-Bass korrekt
aufzunehmen.
Kopfhörer,
Monitoring und Metering
Für eine gute Aufnahme benötigt man ein gutes Monitoring über
Kopfhörer. Ein direkt am Audio-Interface regelbarer Kopfhörerausgang
ist Pflicht, zwei unabhängig voneinander regelbare Kopfhörerausgänge
sind aber natürlich besser. So ist es möglich, den Musiker direkt im
Regieraum aufzunehmen und parallel über Kopfhörer abzuhören. Neben den
Kopfhörerausgängen sollte auch der Masterausgang direkt über ein
eigenes Poti regelbar sein und sich über Dim- und Mute-Taster im Pegel
absenken beziehungsweise komplett stumm schalten lassen.
Besonders bei Audio-Interfaces mit acht oder mehr Ein- und
Ausgangskanälen liefert eine Pegelanzeige bei der Aufnahme alle
wichtigen Informationen über eingehende Signalpegel und eventuelle Peak
auf einen Blick. Einige kompakte Interfaces, wie etwa das RME Babyface
oder das Universal Audio Apollo Twin USB vereinen das Audio-Interface
mit Ein- und Ausgängen, aussagekräftiger Pegelanzeige, Monitoring, Dim-
und Mute-Tasten sowie einem großen Pegelregler in einem kompakten
Schreibtischgehäuse. Für den Produzenten oder Musiker, der nur eine
begrenzte Anzahl an Eingangskanälen benötigt sind solche Lösungen
ideal, da er neben der eigentlichen Schnittstelle zum Computer einen
Monitor-Controller, Pegelanzeigen und eine Kopfhörermischung in einem
Gerät unmittelbar im direkten Zugriff hat.
Zero-Latency
Bei der Aufnahme eines Sängers/Sängerin, eines Instruments oder beim
Einspielen von virtuellen Klangerzeuger ist es wichtig, dass sich der
Musiker auf dem Kopfhörer ohne spürbare Verzögerung hört, da ein
musikalisch exaktes Einspielen "In-Time" sonst nicht möglich ist.
Leider ist dies bei nativen DAWs aufgrund der Größe der Audiopuffer
(siehe CPU-Echtzeit) kaum umsetzbar. Daher greift man beim sogenannten
Zero-Latency-Monitoring zu einem Trick: Anstatt das Aufnahmesignal
einmal komplett durch die ganze DAW und dann verzögert in die
Monitormischung zu schicken, wird es direkt vom analogen Audioeingang
auf den Kopfhörer geroutet. Die durch den Rechner verursachten Latenzen
entfallen somit komplett.
Leider muss man bei dieser Aufnahmeart beim Kopfhörermix weitestgehend
auf Effekte, Dynamics und EQs verzichten, da diese ja latenzbehaftet in
der Audio-Sequencer-Software erzeugt würden und das Audiosignal, je
nach Effekt, nochmal deutlich verzögern können.
DSP-Unterstützung
Aber auch für dieses Problem bieten einige Hersteller, wie etwa
Universal Audio, RME, Yamaha und MotU mit Hilfe von integrierten DSP-
oder FPGA-Chips clevere Lösungen an. Da DSPs und FPGAs Audiodaten
nahezu latenzfrei verarbeiten können, eignen sie sich ideal, um
verzögerungsfrei Effekte zu erzeugen und komplexe Kopfhörermischungen
zu erstellen, ohne dabei die CPU des Host-Rechners zu belasten. Darüber
hinaus können die DSP-Effekte, wie etwa eine Gitarren-Amp-Simulation
oder gar ein ganzer Kanalzug gleich mit aufgenommen werden.
Bei einigen Herstellern, wie etwa Universal Audio, lassen sich die DSPs
des Audio-Interface nicht nur für ein latenzfreies Monitoring, die
Berechnung des Software-Mixers und Effekten bei der Aufnahme nutzen.
Zusätzlich können die DSP-Plug-ins bei der Mischung auf den DSPs des
Audio-Interface berechnet werden, was die CPU entlastet. Darüber hinaus
genießen insbesondere die DSP-Plug-ins von Universal Audio einen guten
Ruf, was die Authentizität und die Klangqualität der Emulationen angeht.
Treiber und
Software-Mixer
Die Gesamtleistung der DAW hängt zu großen Teilen vom Audio-Interface
und der jeweiligen Schnittstelle, den dazugehörigen Treibern und beim
Recording auch von den Fähigkeiten des Software-Mixers ab. Sicher
spielt auch die Hard- und Software-Konfiguration des Rechners für die
Performance einer DAW eine wichtige Rolle. Wenn aber der Treiber und
der Software-Mixer für das Monitoring und Routing eines
Audio-Interfaces nicht gut programmiert sind, verpufft nicht nur die
teuer erkaufte CPU-Leistung, sondern auch Kreativität und der Spaß am
Produzieren.
So kann es durchaus sein, dass sich mit dem Interface der Firma XY bei
64 Samples Latenz 65 Instanzen eines Plug-ins öffnen lassen, bevor es
zu Audioaussetzern kommt. Mit dem Interface von Hersteller AB sind bei
gleicher Computer-Hardware und Latenz aber ohne weiteres 80 Instanzen
möglich. Der Treiber und der Software-Mixer sind also nicht zu
unterschätzende Faktoren, da ein Audio-Interface mit gutem Treiber
einfach mehr Leistung aus der vorhandenen Hardware herausholt.
Aktuelle Informationen darüber, wie sich verschiedene Audio-Interfaces
in bestimmten Testszenarien im Vergleich schlagen, finden sich in
Internetforen unter dem Themenkomplex "Audio Interface Latency Tests".
Über die Jahre hinweg hat sich RME als Hersteller mit den besten und
leistungsfähigsten Treibern etabliert und verfügt mit dem Total Mix
Software-Mixer wohl auch über das leistungsfähigste Routing- und
Mixing-Werkzeug mit aussagekräftigen Metering-Optionen.
Multiclient-Betrieb
Häufig möchte man das Interface nutzen, um zusätzlich zur Wiedergabe
der aktuellen DAW-Session, Musik aus einem anderen Programm
abzuspielen. Die Möglichkeit zur gleichzeitige Nutzung eines Interface
durch mehrere Programme nennt man "Multiclient" und kann ein wichtiges
Kriterium bei der Auswahl des richtigen Interface sein. Je nach Treiber
müssen alle Programme die gleiche Samplerate nutzen oder es erfolgt
eine Samplerate-Conversion in Echtzeit.
Latenz und
Roundtrip
Um die tatsächliche Latenz einer DAW zu ermitteln eignen sich die von
den Audio-Interface-Herstellern unter Buffer Size angegeben Werte in
Samples oder Millisekunden kaum, da auf dem Weg zur CPU und wieder
zurück weitere Verzögerungen entstehen. Außerdem machen sich hier
niedrige Werte, die eventuell und tatsächlich oftmals auch nicht der
Realität entsprechen, natürlich besonders gut.
Die einzig zuverlässige Methode, die Gesamtlatenz einer DAW zu
bestimmen, ist der sogenannte Roundtrip-Latency-Test. Bei diesem Test
wird ein kurzer Audio-Impuls über die Audio-Ausgänge des
Audio-Interface auf die Audio-Eingänge geroutet und aufgenommen. Der
zeitliche Versatz zwischen Original und Aufnahme des Impulses ergibt
Auskunft über die Gesamtlatenz oder auch Roundtrip Latenz der DAW. Über
das Software-Tool "Roundtrip Latency Utility" von Oblique Software kann
die Rountrip Latenz für zahlreiche Abtastfrequenzen und Puffergrößen
ganz einfach ermittelt werden.
AD/DA- Wandler
Gerade im unteren und mittleren Preissegment hat sich die Qualität von
Analog Digital/Digital Analog-Wandlern in den letzten Jahren deutlich
verbessert. Wenn heute ein preiswertes Audio-Interface schlecht klingt,
liegt dies wahrscheinlich eher an einer schlechten Analogschaltung als
an minderwertigen AD/DA-Wandlern. Werden die DA-Wandler des
Audio-Interface nur zum Abhören des Signals genutzt werden und die
Ausspielung digital erfolgt, haben die DA-Wandler keinen Einfluss auf
den Klang der Ausspielung.
Anders verhält es sich, wenn analoges Outboard-Equipment über das
Interface in die DAW eingebunden ist, etwa ein analoger Kompressor oder
Equalizer für den Stereo-Masterbus. Denn dann werden Signale aus der
DAW ja von der digitalen in die analoge Ebene gewandelt, zum
Outboard-Equipment geroutet, bearbeitet und dann wieder zurück in die
digitale Ebene der DAW konvertiert. Bei dieser zweifachen Wandlung kann
es bei billigen Interfaces durchaus zu Klangveränderungen kommen.
Kein Wunder also, dass insbesondere anspruchsvolle und Ton- und
Mastering-Ingenieure auf spezialisierte, meist besonders teure
AD/DA-Wandler zurückgreifen. Für die allermeisten Musikproduktionen
sind die in den aktuell verfügbaren Audio-Interfaces verbauten
AD/DA-Wandler allerdings ausreichend.
Mastering und
Hi-End-Audio-Interfaces
Im Mastering-Bereich und bei Hi-End-Aufnahmen, etwa eines klassischen
Orchesters oder einer Jazz-Band, kommen spezielle Audio-Interfaces mit
besonders hochwertiger Analogschaltung zum Einsatz. Diese verfügen über
hervorragende AD/DA-Wandler und sehr niedrige Schwankungen des
Übertragunsgtaktes, die auch als Jitter bezeichnet werden.
Die hohe Qualität gibt es allerdings nicht umsonst. Ein Audio-Interface
für professionelles Mastering mit je zwei Ein und Ausgangskanälen, wie
etwa das Weiss ADC2, das mit Hilfe der sogenannten Correlation
Technique niedrige Wandlerfehler bietet, kann um die 8.000 Euro oder
mehr kosten. Darüber hinaus gibt es einige hochwertige mehrkanalige
Audio-Interfaces, wie etwa das Symphony I/O MKII Pro Tools HD von
Apogee, die auch gerne als bessere Alternative zu den HD /HDX-Pro
Tools-Interfaces von Avid eingesetzt werden, sofern man nicht zu den
nochmals hochwertigeren von DAD entwickelten MTRX-Lösungen greift.
Audio-Interfaces
für Netzwerk
Insbesondere in größeren Studiokomplexen mit mehreren Aufnahme- und
Regieräumen, im Livebereich, Rundfunkhäusern und
Audio/Video-Übertragungswagen ergeben Audio-Interfaces mit
Netzwerk-Schnittstelle Sinn. Diese können eine hohe Anzahl an
Audiokanälen über ein Ethernet-Netzwerk übertragen und verteilen. In
einem geeigneten Netzwerk können Audio-Datenströme über lange Strecken
ohne zusätzliche Kosten für spezielle Kabel übertragen, an beliebig
viele Teilnehmer im Netzwerk verteilt und so auch parallel bearbeitet
werden. Die verbreitetsten Audio-Netzwerk-Protokolle (AoIP) sind Dante,
das von Yamaha und Focusrite unterstützt wird, AVB (Audio Video
Bridging), das mit Geräten von MotU möglich ist und das
Soundgrid-Netzwerkprotokoll von Waves, das unter anderem auch von
Apogee verwendet wird.
Digitale
Audio-Schnittstellen
Neben den digitalen Schnittstellen, wie etwa USB oder Thunderbolt, die
für die Verbindung zwischen Audio-Interface und Computer eingesetzt
werden, gibt es die digitalen Audio-Schnittstellen, die nur für die
Übertragung digitaler Audiodaten verwendet werden. Hierbei
unterscheidet man einmal zwischen den zweikanaligen Consumer-Formaten
wie dem Sony Philips Digital Interface- kurz S/PDIF, die über ein
Cinch-Koaxialkabel oder optisch übertragen werden und dem
professionellen AES/EBU-Digital, das XLR-Kabel zur Übertragung nutzt.
Die von Toshiba eingeführte Toslink-Schnittstelle nutzt optische Leiter
und ermöglicht neben S/PDIF auch die Übertragung des Adat-Formats, das
bis zu acht digitale Audiokanäle pro Adat-Verbindung übertragen kann.
Insbesondere die weit verbreitete Adat-Schnittstelle eignet sich gut,
um das Audio-Interface mit Hilfe eines weiteren AD/DA-Wandlers digital
um acht oder auch mehr Kanäle zu erweitern.
Bei höheren Kanalzahlen oder Abtastfrequenzen von 88,1/96 kHz kommt die
MADI-Schnittstelle ins Spiel, die maximal 64 Kanäle bei 24 Bit und 48
kHz und im Quad-Wire-Modus 16 Kanäle bei 24 Bit und 192 kHz
Abtastfrequenz übertragen kann.
Wordclock
Bei der Übertragung digitaler Audiodatenströme fungiert ein Gerät immer
als Taktreferenz (Master) und sendet ein Wordclock-Signal an die
weiteren Geräte (Slave). Werden mehr als zwei digitale Audiogeräte im
Verbund betrieben, müssen diese über eine gemeinsame Wordclock getaktet
werden. Sollen also Audio-Interfaces mit zwei oder weiteren digitalen
Audiogeräten verbunden werden, müssen die entsprechenden Geräte über
Wordclock-Ein- und -Ausgänge verfügen, sofern keine herstellerseitige
Kaskadierung vorgesehen ist.
MIDI
Obwohl das MIDI-Protokoll schon in die Jahre gekommen ist und über
lediglich 8-Bit-Wortbreite verfügt, darf MIDI auch heute an keinem
Audio-Interface fehlen. Nicht nur um Klangerzeuger anzusteuern, sondern
auch zum Einbinden von Steueroberflächen wie etwa dem Faderport von
Presonus oder anderen DAW-Controllern ist MIDI nach wie vor ein
verlässlicher Partner im Studio.
Extras
Neben den typischen Standardmerkmalen, wie etwa Mikrofonvorverstärkern,
Kopfhörerausgängen oder Meteringanzeigen, bieten einige
Audio-Interfaces interessante Zusatzfunktionen. So können etwa
RME-Interfaces, die über die sogenannten DURec-Funktion verfügen,
Audiodateien im Wav-Format direkt auf einen an das Interface
angeschlossenen USB-Datenträger schreiben, was direkte
Mehrspuraufnahmen ohne Computer ermöglicht. Auch zusätzlich
erhältliche, programmierbare Remote Controller stellen, insbesondere im
Studiobetrieb, einen beträchtlichen Mehrwert in Sachen Bedienkomfort
und Flexibilität dar. Eine gute Fernsteuerung für ein Audio-Interface
sollte in der Lage sein, neben den Hardware-Funktionen des Interfaces
auch den Software-Mixer zu steuern und idealerweise Mute-, Mono- und
Dim-Funktionen für den Masterausgang bieten.
Soft- und
Hardware-Bundles
Gerade für Einsteiger kann es sich lohnen, Audio-Interfaces mit Hard-
und Software-Bundles genauer unter die Lupe zu nehmen. Neben nützlichem
Zubehör, wie etwa Kopfhörer oder Mikrofonkabeln und teils hochwertigen
Plug-in-Sammlungen bieten einige Hersteller auch im Funktionsumfang
eingeschränkte Versionen populärer Software-Sequencer, die sich für
wenig Geld bis zur Vollversion upgraden lassen. Hat ein Hersteller
eines Sequencers ein Audio-Interface im Angebot, sollten die Funktionen
des Software-Mixers und eventuelle DSP-Funktionen des Audio-Interfaces
in die Bedienoberfläche des Audio-Sequencers integriert und darüber
editierbar sein, wie es etwa bei den UR-Interfaces von Steinberg der
Fall ist.
Auswahl des
Audio-Interface
Wie aber findet man bei dem riesigen Angebot das richtige
Audio-Interface für das eigene DAW-System?
Bei der Auswahl sollten die aktuellen aber auch eventuell zukünftigen
Anforderungen in Betracht gezogen werden. Über die Fragen, wie aktuell
gearbeitet wird, wie idealerweise in Zukunft gearbeitet werden soll und
was dafür an Ausstattung benötigt wird, lässt sich die Auswahl bereits
deutlich eingrenzen: Soll die Anzahl der Ein- und Ausgänge zukünftig
erweitert werden, wie wichtig sind Zero-Latency-Monitoring oder
DSP-Unterstützung, die Qualität der Vorverstärker, Pegelanzeigen,
Wordclock oder digitale Schnittstellen wie Adat und AES/EBU?
Darüber hinaus lohnt es sich, zusätzliche Extras eines Audio-Interfaces
näher zu bewerten, wie etwa die direkte Audioaufnahme auf einen
USB-Stick ohne Rechner oder die mögliche Fernsteuerung und der
Mixer-Software per Remote-Controller. Je nach bereits vorhandener
Ausstattung können Audio-Interfaces mit Plug-in-Bundles für Einsteiger
einen attraktiven Mehrwert bieten.
Bei der Aufteilung des Budgets zwischen Audiorechner, Software und
Audio-Interface, sollte man beachten, dass ein gutes Audio-Interface
meistens deutlich länger in Betrieb ist, als der Audiorechner. Planen
Sie hier lieber ein paar Euro für ein besseres Gerät ein, das ist in
der Praxis auf lange Sicht lohnender als brachliegende CPU-Leistung.
Schnittstellen
Schnittstellen wie etwa USB 2.0, PCIe oder Thunderbolt, sind für die
digitale Verbindung zwischen Audio-Interface und Rechner zuständig und
haben keinerlei Einfluss auf die Audioqualität. Aussagen wie "USB 2.0
eignet sich nicht für Pro Audio" sind daher schlichtweg falsch.
Auf die Anzahl der maximal übertragbaren Audiospuren und erzielbaren
Latenzen hat die verwendete Schnittstelle allerdings durchaus
deutlichen Einfluss. Deshalb ist es wichtig, sich vor dem Kauf über die
Fähigkeiten sowie Vor- und Nachteile der verschiedenen Schnittstellen
im Klaren zu sein. Ab USB 3.0 aufwärts und
Übertragungsgeschwindigkeiten von 5 MBit/s bewegt man sich in
Bereichen, die mit normalen Audioproduktionen kaum zu erreichen sind.
Bei Audio-Interfaces mit PCIe und Thunderbolt-Schnittstellen sind
allerdings niedrigere Latenzen möglich als mit der seriellen
USB-Schnittstelle.
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