Windows 10 als DAW

Windows 10 als DAW
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Windows 7 als DAW Betriebssystem

Windows 7 ist vor knapp 6 Jahren veröffentlicht worden, um XP abzulösen. Beide Betriebssysteme gelten als die populärsten Microsoft Windows-Versionen, die nicht nur wegen ihrer Stabilität sehr erfolgreich wurden. Windows XP wird auch heute noch gerne benutzt, jedoch nicht mehr durch Microsoft unterstützt und gilt deswegen besonders mit Netzwerkanschluss an das Internet als sehr unsicher.

Mit einem Marktanteil von noch knapp 49% ist Windows 7 derzeit (Stand Mitte 2015) das Microsoft - Betriebssystem mit der größten Verbreitung. Windows 8 konnte sich als Nachfolger von Windows 7 nicht sehr erfolgreich durchsetzen, was vor allem an der ersten Version der Windows 8 - Familie lag. Es wurde ohne Startmenü, dafür mit dem Subbetriebssystem "Metro" ausgestattet, das den Usern eine "Mobile-Experience" versprechen sollte. Dieses aus Marketingsicht sinnvolle Vorhaben schlug fehl und verwirrte den Anwender dermaßen, dass es keine Verbreitung fand.

In Windows 8.1 wurden die Kritikpunkte vollständig behoben. Außerdem wurde Windows 8.1 mit vielen weiteren Funktionen angereichert, so dass selbst kritische Anwender nach sehr kurzer Einarbeitungszeit damit gut zurechtkommen. Die Geschmäcker sind verschieden und gerade professionelle Anwender setzen lieber auf Erfahrung, als auf neue Features. Nach nunmehr 6 Jahren ist Windows 7 technisch veraltet, z. B. mangelt es hier an einer effizienten Thread-Verwaltung und es sind immer weniger Treiber für neuere Technologien verfügbar. So gibt es z.B. oft Probleme mit USB3.0 und Thunderbolt, teilweise sind benötigte Treiber gar nicht mehr verfügbar.

Windows 8.1 als DAW Betriebssystem

Im Oktober 2012 erschien Windows 8 und nach fast 3 Jahren Entwicklung ist es in der Version 8.1 das Betriebssystem mit bestem Reifestand. Unsere Techniker empfehlen Windows 8.1, weil es deutlich stabiler als Windows 7 ist und teils bessere Performance liefert, vor allem ist es schlanker und moderner in der Bedienung.

Das Wichtigste jedoch ist die Verfügbarkeit der Treiber und deren Stabilität. Die Softwareindustrie hat sich in den letzten Jahren nahezu vollständig auf Windows 8.1 konzentriert und das macht sich täglich bemerkbar.

Wer das fehlende Startmenü schmerzhaft vermisst, der kann mittels diverser Programme leicht ein ähnliches Menü  nachrüsten. Andere Nachteile gibt es nicht, ganz im Gegenteil: Neue Features wie das Win-X Menü können begeistern und die verhassten Kachelprogramme einfach deinstalliert werden. Die Metrooptik lässt sich in ein gigantisches Startmenü verwandeln, das wesentlich mehr Überblick gewährt.

Das alles ist aber relativ unwichtig: Wie schon oben erwähnt, kommt es auf ultraniedrige DPC-Werte und höchste Stabilität an und hier hat Windows 8.1 deutliche Vorteile gegenüber den älteren Windows Versionen.

Windows 10 und der Datenschutz

Microsoft gerät durch gängige Mobilbetriebssysteme zunehmend unter Druck und der Verdacht besteht zu Recht, dass es klassische Desktop-Computer nicht mehr lange in der bekannten Verbreitung geben wird.

Rechnet man Mobile-Computer zu den klassischen PCs hinzu, verliert Microsoft in letzter Zeit deutlich Marktanteile. Ob das für den Pro-Audio-Bereich eine Bedeutung hat, wird sich erst in einigen Jahren zeigen, wenn typische Tablets eine ähnliche Leistung haben, wie aktuelle 2-Kern-Notebooks.

Die Nutzeroberfläche eines Tablets ist am Bedarf von Twitter-Clients, Mailprogrammen und Webbrowsern orientiert. Professionelle "Nischen"-Software spielt derzeit keine große Rolle. Microsoft sieht den erwähnten Marktanteil in Gefahr und versucht nun in der dritten Auflage seines Hybridsystems Marktanteile zurückzugewinnen. Erfolgreiche Mobilsysteme, wie iOS oder Android sind kostenfrei, bzw. werden mit der Hardware mitgeliefert. So sah sich Microsoft vermutlich bedrängt und bietet Windows 10 selbst Windows 7 Usern kostenlos an.

Wie auch bei der Veröffentlichung von Win 8.0 kommt gerade eine Welle der Empörung vieler Erstanwender hoch. Dieses Mal geht es nicht um Trivialitäten wie ein veraltetes Startmenü, sondern ein medienwirksamer Generalverdacht der Spionage.

Microsoft hat die Größe und das Ungeschick, einen wahren Skandal rund um das Thema Datenschutz wachsen zu lassen. Es werden weiterhin - wie auch in vorherigen Systemversionen - Verbindungen aufgebaut, um sinnvolle und für den Anwender vermutlich nicht mehr sinnvolle Daten zu übermitteln. Dazu gesellen sich in den Vertragsbestimmungen von Windows 10 klar artikulierte Vorhaben, bestimmte Daten für Werbezwecke zu nutzen.

Ob der Protest diverser Nutzergruppen Wirkung zeigen wird oder nicht, ist unklar. Wir sind jedenfalls alles andere als begeistert über das Verhalten von Microsoft und wollen lieber wie bisher in vollem Umfang für das Betriebssystem bezahlen, um dafür weniger Daten zu übermitteln. Zumindest werden wir diese Funktionen abschalten und Windows 10 bis zu einer eindeutigen Klärung nicht anbieten.

Fairerweise muss man dazu sagen, dass es sich hierbei um kein neues Phänomen handelt, das nur Microsoft betrifft. Die wirtschaftliche Verwertung von Nutzerdaten ist ein Geschäftsmodell, das schon länger um sich greift. Die Verwendbarkeit von Windows 10 für Standardanwendungen (Web, Mail, Text) unter den aktuellen Bedingungen hängt davon ab, wie sensibel der Nutzer auf das Abfließen persönlicher Daten reagiert. Erschwerend kommt die Entscheidung von Microsoft hinzu, bei zukünftigen Systemupdates und Patches nicht über deren Inhalt zu informieren. Es wird dem Nutzer nicht gerade leicht gemacht, Vertrauen in das neue Betriebssystem aufzubauen.

Windows 10 als DAW Betriebssystem

Technisch hat sich unter Windows 10 einiges getan: Im Audiobereich ist eine Verbesserung der DPC Werte zu verzeichnen, so kann z.B. ein Audioprozess auf einen einzelnen Prozessorkern priorisiert werden. Ebenso wurde die MIDI-Verarbeitung wesentlich modernisiert. Im HiFi- oder Hometheater-Bereich gibt es Verbesserungen in der für diese Aufgaben oft bevorzugten Audioengine bzw. in der Audio-API, das dürfte aber Pro-Audio-Anwender kaum betreffen.

Die Oberfläche wurde ebenfalls überarbeitet. Für viele Anwender anscheinend sehr wichtig: Es gibt wieder eine Art Startmenü und Microsoft hofft, dass diese Anwender so wieder Frieden schließen können.

Über Nutzungsbedingungen kann man streiten, man kann das Startmenü vermissen oder nicht. All das ist aber eher unwichtig, solange die wichtigen Audioprogramme nicht unter Windows 10 laufen. Steinberg rät für viele wichtige Programme von einem Upgrade ab, Neuinstallationen von Avid Pro Tools sind derzeit nicht kompatibel. Selbst wenn die DAW funktioniert, so kann es bei Plug-ins und kleineren Tools zu Problemen kommen. Wichtig für Filmkomponisten und Bildvertoner ist, dass es keine kompatible Quicktime Version gibt. (Stand August 2015).

Wie entscheiden?

Wir können aufgrund der oben genannten Gesichtspunkte vorerst nicht zu Windows 10 raten und empfehlen daher so lange Windows 8.1 als stabilstes und zukunftssicherstes Betriebssystem. Ein Upgrade zu Windows 10 kann jederzeit erfolgen und ist schnell erledigt, insofern verschließt man mit der jetzigen Wahl zu Win 8.1 keine Tür in die Zukunft.

Weiterhin werden wir noch einige Zeit Windows 7 anbieten, außer bei Modellen, bei denen die Treiberunterstützung nicht vollständig gewährleistet ist. Stabilität und Zuverlässigkeit unserer Workstations haben für uns oberste Priorität.

Sollten Sie sich zu einem Update von Windows 7 oder 8.1 auf Windows 10 entschließen, denken Sie auf jeden Fall an ein Back-up, so können Sie jederzeit die alte Version zurückspielen.
2015-09-02 09:57:53